PERRY-RHODAN-Kommentar 2390


OBJEKT ULTRA


Das von Kantiran auf den Kodenamen Objekt Ultra getaufte »Ding« beruhte zunächst auf der Ortung eines masselosen Objektes von gewaltiger hyperenergetischer Strahlkraft; eines Etwas, das erstaunlich intensive ultrahochfrequente Strahlungsfronten emittierte und selbst aus einem Feld gebündelter UHF- und SHF-Energien bestand. Es sprang in wechselnden Zeitintervallen erratisch hin und her, manchmal über Tausende Lichtjahre in einer Sekunde, versuchte immer wieder nach Hangay vorzudringen. Es scheiterte, weil es zwar ebenso nahe an die Grenzen der Galaxis herankam wie die OREON-Kapseln – nämlich bis auf etwa 30.000 Lichtjahre bezogen auf die Ausdehnung der galaktischen Hauptebene –, aber nie hinein.

Als Objekt Ultra anscheinend »mit Gewalt« nach Hangay vorzudringen versuchte und immer wieder »anrannte«, wurden Kantiran und Cosmuel Kain und später auch Alaska Saedelaere und Mondra Diamond Zeuge einer gewaltigen »UHF-Eruption«. Bei jeder Kollision wurden gigantische Beträge UHF-Energien »explosionsartig« frei – und in der Folge manifestierten sich jeweils in bis zu fünfzig Lichtjahren Umkreis Ausschnitte von Pararealitäten.

Diese somit durchaus als »großräumig« zu bezeichnenden Effekte, Erscheinungen und Phänomene blieben stets immer nur »real«, solange Objekt Ultra in der Nähe weilte – und glitten dann im Verlauf von Stunden wieder in die eigene Realität zurück. Oder »lösten sich auf«, wie es aus der Sicht der Friedensfahrer wirkte.

Für den Pararealisten Sato Ambush galt als Minimalunterschied zwischen zwei benachbarten Universen eine einzige Charakteristik eines einzigen Quants. Infolge der damit verbundenen Quanteneffekte gilt eine Unschärfebeziehung – von einigen Theoretikern »Hamillersche Unschärfe« genannt –, weil nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, zu welchem Universum genau ein Teil davon innerhalb einer Gruppe »direkt benachbarter« und somit einander extrem ähnlicher Universen gehört – sei dieses »Teil« nun unbelebtes Objekt oder eine bestimmte Person.

In den Grenzen der »Beobachtungsungenauigkeit« sind sie als gleichwertig anzusehen, während per »hyperphysikalischem Tunneleffekt« der Übergang von einem Universum zu einem anderen möglich ist. Handelt es sich um »eng begrenzte Ausschnitte« und nicht um ganze Paralleluniversen, wird gemäß Ambushs Pararealistik von parallelen Wirklichkeiten oder Pararealitäten gesprochen, deren Realitätsgradient ähnlich der symodalen Variablen der Strangeness die Neigung hat, sich unter gewissen Umständen sprunghaft zu verändern – bis hin zum Übergang zu vollständigen Paralleluniversen einschließlich der höheren Mächtigkeit aller möglichen Universen im Kosmos des Multiversums. Ambushs Erfahrung war überdies, dass schon die paranormal-transpersonale Kraft eines darauf trainierten oder entsprechend konditionierten Bewusstseins ausreichte, um den Übergang in Pararealitäten oder andere Universen zu ermöglichen.

Als Saedelaere mit dem Vektor-Helm die von Objekt Ultra verursachten Erscheinungen »betrachtete«, erstrahlten vor seinen »Augen« seltsame Korridore in die Unendlichkeit. Vor ihm zogen alternative Wirklichkeiten vorbei, unendlich viele Sonnen und Planeten, die nicht Wirklichkeit waren, sondern potenzielle Realitäten und Variationen der Galaxis Hangay, jede einzelne nur um eine Winzigkeit anders als die anderen. Objekt Ultra war ein Kosmischer Messenger, ein von den Kosmonukleotiden ausgesandter »Botenstoff«, um die »Entartung« von Hangay zur Negasphäre zu verhindern – wobei an dieser Stelle offen bleibt, ob DORIFER oder TRIXTA als »maßgeblich zuständiges« Kosmonukleotid federführend war (siehe PRK 2386).

Nach wie vor wissen wir nicht viel über die Wirkungsweise der Messenger. Sie bestehen aus ultrahochfrequenter Hyperenergie, das genaue Funktionieren ist unbekannt. Sicher ist aber, dass sie nicht aus potenziellen Zukünften die »richtige« generieren – wie es beispielsweise in DORIFER und anderen Kosmonukleotiden mittels der Psionischen Informationsquanten (Psiqs) geschieht –, sondern Aufgabe der Messenger ist es, »Tatsachen zu schaffen«: Sie setzen um, was sie von den Psiqs »übernommen« haben. Genau dazu ist Objekt Ultra aber nicht in der Lage – denn Hangay ist »zu«. Zur zeitlich befristeten Durchdringung von Realität und Pararealität kommt es nur deshalb, weil der Messenger »artfremd« agiert und versucht, einen Weg zu finden, wo kein Weg mehr existiert. Nicht nur für die OREON-Kapseln ist Hangay verschlossen, sondern sogar die Kosmonukleotide haben inzwischen die Kontrolle verloren: Dem Messenger ist der »Einflug« verwehrt, mit jeder seiner »Eruptionen« erlischt er mehr und mehr ...

Rainer Castor