PERRY-RHODAN-Kommentar 2344


DIE BÁALOLS


Der Planet Trakarat wurde von akonischen Auswanderern nach dem Ende des gegen die Arkoniden verlorenen Zentrumskriegs, aber vor dem isolationistischen Rückzug der Akonen ins Blaue System um 18.000 vor Christus besiedelt. Obwohl das Aptut-System wie der Archi-Tritrans-Sonnentransmitter zum Bereich des 81. Tamaniums der Lemurer gehört hatte und die extreme Gleichartigkeit der beiden Komponenten der Doppelsonne überaus auffällig ist, gibt es bis heute keinen Hinweis darauf, dass es sich um ein von den Lemurern künstlich geschaffenes System handelt. Dennoch kann eine solche Schaffung nicht ausgeschlossen werden, selbst wenn diese nicht auf die Lemurer, sondern auf noch deutlich ältere Zivilisationen zurückgehen sollte.

Ebenfalls unbekannt ist, ob die beiden Trakarat-Ringe und ihr »Hyperanteil« natürlichen oder künstlichen Ursprungs sind – die meisten Partikel bestehen zwar nur aus Eis und Staub, beinhalten jedoch seit jeher instabile Hyperkristalle sowie geringe Anteile von Psi-Materie. Die Báalols selbst vermuten, dass sie – neben der starken Strahlungsintensität des nur knapp 10.000 Lichtjahre entfernten galaktischen Zentrums und anderen Umweltbedingungen – bei der Entstehung ihrer Parakräfte eine wesentliche Rolle gespielt haben. Gerüchte sprechen überdies davon, dass Ringmaterie bei der Herstellung von IPEV-Psikolon verwendet werde.

Die primäre Parafähigkeit erlaubt es den Báalols, mechanisch erzeugte Energieschirme durch mentale Kräfte per so genannte Individualaufladung extrem zu verstärken. Sekundär verfügen sie über die Möglichkeit, paramentale Angriffe anderer Mutanten abzuwehren und zu reflektieren – daher die terranische Umschreibung Anti als Abkürzung von Anti-Mutant. Sofern sie sich im Kollektiv zum parapsychischen Arbeitsblock zusammenschließen, potenzieren sich die Fähigkeiten.

Báalols wirken auf andere Lebewesen extrem ausgeglichen und »glatt«, weil sie von frühester Kindheit an lernen, ihr spirituelles Selbst in einem gleichmäßigen Zustand zu halten, während Gefühlsschwankungen schnell ausgeglichen werden. Die Basis dieses Denkens beruht auf dem Báalolul, das wie eine Spielart des Dagor oder des Zen wirkt: Die Lehren der Sekte beinhalten die geistige und körperliche Gesunderhaltung des Individuums auf wissenschaftlich fundierter, jedoch okkultistisch gefärbter Basis. (PR 96) Als die Terraner im Jahr 2044 erstmals mit Báalols zu tun bekamen, lautete das Auswertungsergebnis des Robotregenten des Weiteren: Der Báalol-Kult ist die reichste und mächtigste Organisation dieser Art in der bekannten Galaxis. Die Zahl der Anhänger wird allein im Arkonsystem auf zweihundert Millionen Arkoniden, Naats und andere hier heimische Intelligenzen geschätzt. Der Kult verherrlicht keine Gottheit. (PR 96)

Unter dem kultischen Deckmantel sollte die geistige Unterwerfung ganzer Völker betrieben werden; erstes Ziel war die Übernahme des Großen Imperiums der Arkoniden. Von dieser Keimzelle aus sollte dann die Macht in der ganzen Milchstraße errungen werden. Zur Durchsetzung wurden wiederholt heimtückische Mittel und die Parafähigkeiten eingesetzt, in Zusammenarbeit mit Aras auch diverse Rauschgifte wie das Liquitiv (PR 109).

Nach dem Flotteneinsatz im Aptut-System am 23. Oktober 2103 zur Befreiung des entführten Perry Rhodan wurde der Báalol-Kult für den Herrschaftsbereich des Großen und des Solaren Imperiums verboten. In dieser Zeit lebten auf Trakarat im Allgemeinen nur rund 150.000 Personen. Der Planet diente als Schulungsort. Nach der erfolgten Reifeprüfung wurden die jungen Antis zu ihren Einsatzpunkten geschickt. Ehen durften nur auf Trakarat und nur zwischen Báalols geschlossen werden. (PR 116) Die Báalols unterhielten folglich keine Kolonialwelten im eigentlichen Sinn, sondern siedelten sich bei diversen Völkern an.

In den nachfolgenden Jahrhunderten ergab sich aus dem Verbot des Báalol-Kults eine vertiefte Zweiteilung der Báalol-Gesellschaft: Einerseits agierte weiterhin die »Geheime Ebene«, häufig in Verbindung mit anderen Gruppierungen des galaktisch organisierten Verbrechens – beispielsweise beim »Projekt Supermutant«, das schließlich in Ribald Corello seinen Höhepunkt fand. Andererseits gab es die über Tausende Welten verstreuten »Tempel« und früheren Kultzentren – von ihnen aus wurde nun nicht mehr aktiv missioniert, sondern sie entwickelten sich zu lokalen spirituellen Zentren, die in vielen Fällen sogar den Kontakt zu Trakarat abgebrochen hatten.

Verbunden damit war allerdings in vielen Fällen auch ein Niedergang bis zum Verlust der typischen Báalol-Fähigkeiten. Erst seit dem 5. Jahrhundert NGZ begannen die Báalols, diese zu reaktivieren, so dass sie inzwischen bei den meisten wieder vorhanden sind.

Rainer Castor