PERRY-RHODAN-Kommentar 2343


RUFER UND DIENSTBURG


Im Februar 1345 NGZ wurde von Einheiten der Terminalen Kolonne im Orbit des roten Riesensterns Gamma-Makon binnen weniger Tage ein metallenes Kugelchassis von 2630 Metern Durchmesser zusammengebaut, das permanent von Montage-Booten umlagert war. Im Funkverkehr wurde die Baustelle als »RUFER« bezeichnet. Mit TRAIGOT 0313 kam unter anderem eine produzierende Fabrik TRAITORS zum Einsatz, vier Chaos-Geschwader mit insgesamt 1936 Traitanks riegelten die Umgebung ab.

Am 22. Februar 1345 NGZ entsprang aus dem RUFER ein gewaltiger Sonnenzapfstahl. Vom Kantorschen Ultra-Messwerk der TRAJAN angemessene Emissionen belegten, dass das Gebilde ein sechsdimensionales Leuchtfeuer »entzündet« hatte, verbunden mit Strangeness-Effekten, die mit ultrahochfrequenten Hyperstrahlungen und ihren sechsdimensionalen Komponenten verbunden waren. Sie wirkten auf die Bewusstseine von Lebewesen irritierend, desorientierend oder lähmend; darüber hinaus störten sie konventionelle wie hyperphysikalische Technik oder ließen sie ausfallen. Damit hatte sich der RUFER als »Sextadim-Bake« erwiesen, die ein Peilsignal in ein fremdes Universum schickte.

Zwei Tage später wuchs die von dem RUFER ausgehende Stärke der Strangeness-Effekte um fast das Doppelte an. Ein Leuchten umgab den RUFER in Gestalt einer rund 200 Kilometer durchmessenden Aureole. Die Biopositronik der TRAJAN ermittelte, dass der RUFER keineswegs im Mittelpunkt der Aureole stand, sondern eher am Rand, so dass es schien, als gehe die Lichterscheinung nicht vom RUFER aus, sondern von einem neuen, eben eingetroffenen »Objekt«. Dann erlosch das Peilsignal, an der Position des RUFERS ereignete sich eine heftige »Explosion«.

»Etwas« war angekommen, was nun zwangsläufig dem Strangeness-Schock unterlag, mit dem jene Wirkungen auf Physis und Psyche eines Objekts oder Lebewesens bezeichnet werden, die beim Übertritt von einem Universum in ein anderes auftreten. Da jedes Objekt und jedes Wesen eines bestimmten Universums auch dessen Strangeness-Wert hat, materialisiert es im anderen Kontinuum zwangsläufig als Fremdkörper. Das führt in der Regel zu mehr oder weniger langer Bewusstlosigkeit, eventuell Gedächtnisverlust und psychischen Schäden, bis sich alles auf den Wert des »Ankunftuniversums« eingependelt hat.

Während außerhalb der Aureole das Abklingen des Strangeness-Schocks abgewartet wird, erlauben wir uns einen Blick ins Innere: Mit Hilfe des RUFERS hat die Dienstburg CRULT des Progress-Wahrers Antakur von Bitvelt den Weg in die Milchstraße gefunden – gleichbedeutend wohl mit der nächsten Stufe des Aufmarschs der Chaosmächte.

CRULT ist eine fliegende Stadt, die wie eine »flache Schüssel« mit einem Außendurchmesser von 28,5 und einer Gesamthöhe von 5,6 Kilometern geformt ist. Die abgeschrägte Außenseite weicht über eine Höhe von 2,8 Kilometern auf einen Durchmesser von 26,2 Kilometern zurück und geht dann zum gewölbten »Boden der Schüssel« über. Der obere Schüsselrand formt hierbei einen Landefeld-Ring mit einer Breite von 3,45 Kilometern. Zum Zentrum hin fällt die »Landschaft« über drei Terrassenstufen zum »Schüsselgrund« ab, der sich vier Kilometer unterhalb des Landefeld-Rings befindet. CRULT selbst ist nur bedingt (fern-) flugtauglich – für Standortveränderungen bei TRAITORS »nicht endender Wanderung durch die Universen« wird die Dienstburg an die Oberseite der Kolonnenfähre PROGEAR angekoppelt.

Durch den Effremi Jothadún erhielten wir einen Einblick in die Denk- und Sichtweise der Chaostruppen und haben erfahren, dass ein Teil der Terminalen Kolonne in dem anderen Universum in eine wichtige Schlacht mit den Ordnungsmächten um das Kosmonukleotid namens TRYCLAU-3 verwickelt war – was zu der Aussage passt, dass an vielen Orten gewaltige Kämpfe toben und Kräfte gebunden sind, die ein Eingreifen der Ordnungsmächte hinsichtlich der entstehenden Negasphäre in Hangay auf absehbare Zeit von vielen Jahrhunderten oder mehr verhindern.

Aus TRAITOR-Sicht gilt, dass die Chaosmächte für das Gute im Multiversum wirken, für eine Abkehr von der Sklaven-Ordnung der Kosmokraten, der Abkehr von einem mysteriösen GESETZ, das nicht für die lebenden Wesen gemacht ist, sondern das entrückte Mächte zu nichts als ihrem persönlichen Vorteil benutzen. Weiterhin heißt es, dass der Fesselgriff der Ordnung das Multiversum erstarren lasse und alles Leben ersticke, sollte die Terminale Kolonne je an die Mächte der Ordnung fallen – was durchaus an die Legende der Gegenseite erinnert, nach der alle Sterne erlöschen, wenn der letzte Ritter der Tiefe stirbt ...

Rainer Castor