PERRY-RHODAN-Kommentar 2327


DIE JÜLZIISH (II)


Als Symbol beriefen sich die an der »Goldenen Technik« beteiligten Jülziish-Nationen auf den Urgott Tlyünosmun, der der Jülziish-Mythologie zufolge einst aus den rivalisierenden Schöpfergottheiten Tlyünos und Nosmun hervorging und seinerzeit aus der Sonne Verth herausgekommen sein und den unter Überbevölkerung leidenden Gatasern die Raumfahrt und die Regel der Geburtenkontrolle gebracht haben soll.

Mit Enthusiasmus machten sich die Jülziish an die Entwicklung der neuen Technik, zusätzlich angestachelt durch das sich immer deutlicher abzeichnende Hegemoniebestreben Arkons. Gesteuert durch die Gataser, Apasos, Tentra und Hanen, wurden die Forschungsarbeiten dezentral und unter strenger Geheimhaltung durchgeführt. Letztlich aber war die »Goldene Technik« ein groß angelegter technologischer Bluff, der vor allem der politischen Absicht entsprang, die Jülziish unter gatasischer Kontrolle zu einigen.

Nach dem Sieg über die junge Superintelligenz SEELENQUELL am 31. Mai 1304 NGZ waren auch die Jülziish-Völker wieder frei. Die Hintergründe der »Goldenen Technik« waren nicht länger ein Geheimnis – und es begann eine Phase des »kalten Kriegs«, in der die Nationen einander misstrauisch beäugten, ihre Welten ausbauten, massiv aufrüsteten und eben geschmiedete Bündnisse und Koalitionen ebenso rasch wieder wechselten.

Als Perry Rhodan am 5. Juni 1312 NGZ bei einer Ansprache vor dem Galaktikum in Mirkandol vor der bevorstehenden Erhöhung der Hyperimpedanz warnte, wurde das zunächst von den Jülziish eher ignoriert – man war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Erst als ab Anfang der 1320er Jahre die Anzeichen einer Hyperimpedanz-Erhöhung unverkennbar wurden, begannen auch die Jülziish mit entsprechenden Vorbereitungen. Maßgeblich war allerdings, dass viele Nationen als Nachwirkung und zur Überwindung der mit »Goldener Technik« verbundenen Schwierigkeiten ohnehin verstärkt auf »robuste Alttechnologie« gesetzt hatten (Impuls- und Lineartriebwerke, Positroniken und dergleichen).

Die Gesamtbevölkerung der Jülziish wuchs weiterhin rasant an – mit ein Grund war hierbei, dass Simulationen gezeigt hatten, dass das schon bei der seinerzeitigen Molkex-Bearbeitung verwendete, im fünfdimensionalen Hodronen-Bereich strahlende »B-Hormon« bis zu einem gewissen Grad stabilisierend auf einige Hyperkristallarten wirken kann.

Parallel dazu wurden insbesondere von Gatasern, Apasos und Tentra großräumige Machtstrukturen aufgebaut – und dann kam mit dem Hyperimpedanz-Schock von 1331 NGZ der Rückschlag, der sich vor allem auf die auf räumliche Ausdehnung bedachten Jülziish-Reiche negativ auswirkte, aber auch das Ende des Forums Raglund bedeutete. Grund war neben den allgemeinen Hyperimpedanz-Einschränkungen, dass Raglund von dem bei den Jülziish »Schwarze Kreatur des Aufruhrs« genannten riesigen Hypersturm massiv heimgesucht wurde.

»Glück« hatten die Jülziish insofern, dass es im Eastside-Gebiet zwar eine ganze Reihe ausgedehnter Hyperstürme gibt – die beiden mit Abstand größten erreichen rund 15.000 Lichtjahre Durchmesser und Dicken bis zu 3000 Lichtjahren im Bereich der galaktischen Hauptebene, »Schwarze Kreatur des Aufruhrs« und »Rote Kreatur der Todesschlünde« genannt –, aber nur wenige Zentralwelten direkt betroffen sind.
Mit der Rückkehr zur Raumfahrt ab etwa 1335 NGZ nahmen erbitterte Verteilungskämpfe insbesondere um Hyperkristall-Fundstätten ihren Anfang. Seither erschütterte ein fürchterlicher Krieg die Welten der Eastside, so dass im November 1344 NGZ Friede nicht mal ansatzweise in Sicht ist. Stattdessen werden Koalitionen gewechselt wie Kleidung, und Materialschlachten sind an der Tagesordnung. Tragödien und Verschwendungsorgien, zu denen Blues jedoch auf Grund ihrer gewaltigen Fertilität und ihrer weiten Verbreitung ein anderes Verhältnis haben als Menschen: Das Individuum bedeutet nichts, Material kann auf Grund der riesigen Industriemaschinerie leicht ersetzt werden.

Insbesondere Gatasern, Apasos und Tentra, aber auch etlichen anderen Jülziish-Nationen ist es gelungen, im vergleichsweise nahen Umfeld der Zentralwelten Imperien aufzubauen, von denen aus die Vorstöße in die übrige Eastside erfolgen. Von besonderer Bedeutung und »Zankapfel« – häufig heiß umkämpft, aber beileibe nicht erforscht – sind die ehemaligen Hyperkokon-Gebiete von Ketai-Dunst und Grymrel-Wolke oder -Ballung, die beide vor der Hyperkokon-Abriegelung von Kybb erobert worden waren.

Rainer Castor