PERRY-RHODAN-Kommentar 2324


DIE AKONEN (I)


Der akonische Charakter wird oft als dünkelhaft, übersteigert stolz, herablassend und überheblich beschrieben. Wohlmeinende Geister bezeichnen die Akonen dagegen eher als zurückhaltend, reserviert, vorsichtig, distanziert und ironisch bis sarkastisch. Arroganz und Unnahbarkeit sind aber in der Tat die hervorstechenden Charaktermerkmale der Akonen, hervorgerufen durch einen tief verwurzelten, wenngleich faktisch völlig ungerechtfertigten Minderwertigkeitskomplex.

Schließlich können die Akonen mit ihrem Ursprung im 87. Tamanium der Lemurer auf eine mehr als 55.000 Jahre währende Geschichte zurückblicken – und sich zu Recht als eins der ältesten Kulturvölker der Milchstraße betrachten! –, obwohl diese mit einem weitgehend gleichbleibendem Technologie- und Zivilisationsniveau verlief. Es gab einerseits nie nennenswerte kulturelle oder technologische Abschwungphasen, andererseits entwickelten sich die Akonen aber auch nie merklich weiter.

Das Wissen um den lemurischen Ursprung ging hierbei zwar nie komplett verloren, war jedoch spätestens ab dem verlorenen Zentrumskrieg gegen die Arkoniden nur kleinsten Kreisen auf höchster Ebene vorbehalten – sowie in Altspeichern abgelegt, zu denen nur diese Kreise Zugang hatten oder die aus Geheimhaltungsgründen sogar in Vergessenheit gerieten. Allgemeingut wurde dieses Wissen erst wieder ab dem 25. Jahrhundert alter Zeit.

Die Ablehnung vor allem der Arkoniden, welche bei den Akonen als ein Volk infamer Verräter und bösartiger Primitivlinge gelten, beruht im Wesentlichen auf der Erinnerung an den Zentrumskrieg und war und ist kaum auszuräumen. Wie tief der Hass der Akonen auf die Arkoniden saß, zeigte der Umstand, dass es Agenten des Energiekommandos waren, die den Blues (Jülziish) die Mittel für den Angriff auf Arkon III lieferten. Der Planet wurde dabei am 30. September 2329 vernichtet (PR 199).

Die nach akonischer Ansicht ihrem Volk zustehende Führungsrolle konnten die Akonen nie galaxisweit ausüben. Immer unterlagen sie im entscheidenden Moment einer überlegeneren Macht: Schon das Große Tamanium der Lemurer wurde durch die Angriffe der Haluter zerschlagen, im Zentrumskrieg siegten die Arkoniden. Die darauf fußende Isolation durchbrachen die Terraner mit der Zerstörung des systemumspannenden blauen Energieschirms – geschaffen und aufrechterhalten von 3407 jeweils etwa elf Kilometer durchmessenden Kraftwerks- und Projektorstationen am Systemrand, die am 18. Dezember 2102 vernichtet wurden (PR 107) –, während die Maahks 2401 eine akonische Flotte von 80.000 Schiffen im System des Twin-Sonnentransmitters vernichteten (PR 230).

Diese wiederholten Niederlagen und Kränkungen haben sich auf die akonische Psyche nachhaltig ausgewirkt und den historisch, kulturell und technologisch bedingten Nationalstolz kompensierend zu einer Art Standesüberheblichkeit aufgebläht, so dass die Akonen alle anderen Völker für im Grunde minderwertige Emporkömmlinge halten, unabhängig von deren tatsächlichen Leistungen.
Hand in Hand damit geht eine übersteigerte Geheimniskrämerei bezüglich aller interner akonischer Belange – einschließlich eines stets vorhandenen Misstrauens untereinander bis zum ausgeprägten Hang zu Intrigen. Dies wiederum führte und führt zu einem ausgesprochen elitären Denken, das die höchste Vollendung des akonischen Volkes in der Unantastbarkeit seines Hoheitsgebietes sieht. Zurückgehend auf die Zeit der lemurischen Niederlage, lautet die Doktrin des so genannten Ersten Postulats: »Isolation ist notwendig!« (PR 178).

Die reservierte bis feindselige Haltung der Akonen gegenüber anderen Völkern führte nur in den seltensten Fällen zu offenen Kriegshandlungen. Über die Jahrhunderte hinweg waren allerdings immer wieder einzelne Akonen oder akonische Gruppen bereit, in Organisationen mitzuwirken, die im Hintergrund insbesondere gegen Arkon, die Jülziish-Völker, Terra oder die USO agierten. Als hervorragendes Beispiel kann die Condos Vasac (altakonisch »Erneuerer«) genannt werden. Eine undurchsichtige Rolle spielte in diesem Zusammenhang der außerordentlich leistungsstarke Geheimdienst des Energiekommandos, dem lange Zeit die Rolle eines Staates im Staat zukam.

Erst die Erfahrung einer kollektiven Niederlage aller Milchstraßenvölker gegen das Hetos der Sieben veränderte die Haltung der Akonen und ermöglichte es ihnen, aktiv an der Gestaltung der GAVÖK und später des Galaktikums mitzuarbeiten. Seit dem Jahr 1 NGZ leitete der intensivere Kontakt zu den anderen Milchstraßenvölkern und deren politischen Strukturen eine Demokratisierung der aristokratischen Herrschaft und akonischen Gesellschaft insgesamt ein.

Rainer Castor