PERRY-RHODAN-Kommentar 2295


NOCHMALS: NOCTURNEN... (II)


Wir wissen weder, wie die seinerzeitige Metamorphose der Vojariden zu Nocturnen nun genau vonstatten ging, noch besteht derzeit die Möglichkeit, die zu ihrem Lebenszyklus gehörende Materialisation von Hyperenergie künstlich nachzubilden. Darüber hinaus stellen sich beim Blick auf die Details noch weitere Fragen. Abgesehen von der nicht näher erklärten Rolle der bei der Metamorphose beteiligten psionisch geladenen Botenstoffe des Moralischen Kodes verdient ein weiterer Aspekt unsere Aufmerksamkeit, verbindet sich damit doch jene »Achillesferse«, die dem Nocturnenstock Satrugar zum Verhängnis wurde: die Anfälligkeit gegen ultrahochfrequente Hyperstrahlung.

Immerhin wissen wir vom Eingreifen der Nocturnenstöcke Antallin und Satrugar im Kampf von ES gegen die negative Superintelligenz STROWWAN von sieben Millionen Jahren und ihrem weiteren tragischen Schicksal: Satrugar verfiel trotz der Hilfe Gon-Orbhons in Wahnsinn, aus Antallins Psi-Komponente entstand der Graue Autonom Ka Than.

Als Perry Rhodan 429 NGZ bei der Suche nach EDEN II erstmals auf die Nocturnen traf, stammten die vorab erhaltenen Informationen aus über zwei Millionen Jahre alten porleytischen Wissensspeichern, die von Lafsater-Koro-Soth und Qumran-Fayed-Pogh zur Verfügung gestellt worden waren. Aus diesen Daten ging hervor, dass die von den Schwarm-Nocturnen ebenfalls aufgenommene ultrahochfrequente Hyperenergie von ihnen nicht genutzt werden konnte, sondern ausgeschieden wurde. Dieses Ausscheidungsprodukt war in den porleytischen Wissensspeichern mit dem Namen Paratau belegt. Dementsprechend hießen die Raumsektoren, in denen es sich anhäufte, Tauregionen. (PR-Roman 1259)

Nach der Begegnung mit dem Weisen von Fornax ergänzte dieser die Informationen: Das Hauptproblem von uns Nocturnen ist der Paratau, in den die Schwärme die für sie unverdauliche ultrahochfrequente Hyperstrahlung verwandeln und abstoßen. Er besteht aus halbstofflicher Psi-Materie in Form farbloser, leuchtender Tropfen, die sich entlang der Flugschneisen in den Tauregionen sammeln. Bei zu großer Konzentration wird eine kritische Grenze überschritten und der Anstoß zu einer psionischen Kettenreaktion gegeben, die zu heftigen Psi-Stürmen führt. Die schlimmsten Psi-Stürme dauern Tage und wüten im Umkreis von vielen Lichtjahren. Sie stürzen die in ihrem Wirkungskreis befindlichen Stöcke in geistige Verwirrung und können sie sogar für immer in den Wahnsinn treiben. (PR 1259)

Was der Weise von Fornax zunächst noch nicht mitteilte, war die Tatsache, dass die von dem Paratau ausgehende Gefahr in dieser Form erst seit der Zeit der Erhöhung der Psi-Konstanten durch das Kosmonukleotid DORIFER vor rund 50.000 Jahren bestand (PR 1290) – und nach deren Absenkung auf den alten Wert nicht mehr gegeben war.

Die pseudostabile materielle Form des Parataus – bei den Kartanin Tränen der N’jala genannt – hatte ein Volumen von etwa einem Kubikzentimeter bei einer Dichte, die der von Wasser unter Normalbedingungen entsprach. Die gespeicherte psionische Energie verflüchtigte sich normalerweise allmählich, konnte allerdings von latent oder aktiv paranormal Begabten zur Aktivierung und Verstärkung ihrer Parafähigkeiten verwendet werden. In größeren Mengen dicht gepackt gelagert, neigte Paratau schließlich zur spontanen Deflagration, bei der die gesamte Menge auf einen Schlag »verdampfte« und die Psi-Energie komplett freigesetzt wurde. Dabei entstanden dann die erwähnten gefährlichen, mitunter sogar katastrophalen Nebeneffekte.

Fellmer Lloyd verglich seinerzeit die Eigenschaften von »normaler« Psi-Materie und Paratau wie folgt: Es ist wie der Unterschied zwischen Nitroglyzerin und Dynamit. Nitro kann bei der geringsten Erschütterung oder Temperaturerhöhung in die Luft gehen – Dynamit glost nur müde vor sich hin, falls es dir überhaupt gelingt, es anzuzünden. (PR 1259) Und das, obwohl auch »normale« Psi-Materie schon ein gewaltiges Energiepotenzial birgt, wie die von Ribald Corello erzeugten geringen Mengen von bis zu »zehn Gramm« bewiesen hatten (PR-Kommentar 2292).

Seit der Absenkung der Psi-Konstanten produzieren die Nocturnen in ihrer Schwarmphase zwar weiterhin Paratau als »unverdauliches Ausscheidungsprodukt« der ultrahochfrequenten Hyperenergie, doch es gibt deutlich weniger. Die bei Berührung einsetzende Verflüchtigung erfolgt zudem ohne jegliche »Nebenwirkung« – es gibt also weder eine Nutzung durch Parabegabte noch eine spontane Deflagration mit der Gefahr von Psi-Stürmen oder vergleichbaren katastrophalen Kettenreaktionen.

Rainer Castor