PERRY-RHODAN-Kommentar 2290


WARUM KEINE ARKONBOMBE?


Der Nocturnenstock ist der an Parrakh stationär gebundene Kern von »Gott Gon-O« – »eigentlich« also, sollte man annehmen, ein »leichtes Ziel«. Warum also keine Arkonbombe einsetzen, um das Problem durch einen »schnellen und gezielten Wirkungsschlag« aus der Welt zu schaffen? Die ganz triviale Antwort lautet: Die RICHARD BURTON hat keine Arkonbomben an Bord.

Einmal ganz davon abgesehen, dass es selbst mit einer solchen Offensiv-Bestückung hinsichtlich eines »schnellen und gezielten Wirkungsschlags« so eine Sache ist und nicht einmal sicher, ob ein Einsatz im Parr-System überhaupt erfolgreich verliefe, ist der Hintergrund, warum keine der von den Arkoniden entwickelten Waffen zur Zerstörung von Planeten und Monden an Bord sind, deutlich weniger trivial.

Selbstverständlich hat es vor wie nach dem Hyperimpedanz-Schock umfangreiche Simulationen ebenso wie praktische Versuche auf allen Gebieten der Technik gegeben; zu den Ergebnissen gehörte – ebenfalls Teil der trivialen Antwort –, dass Arkonbomben unter den neuen Bedingungen schlicht und einfach nicht mehr funktionieren und von vornherein gar nicht mitgenommen wurden.

Vereinfachend definiert sich die Wirkung einer Arkonbombe dergestalt, dass ihre »spontane Explosion« einen »unlöschbaren Atom- oder Kernbrand« von exakt einstellbaren Elementen mit einer Ordnungszahl größer als zehn erzeugt, der den betreffenden Himmelskörper innerhalb von maximal wenigen Tagen zerstört.

Der Kernbrand brachte bei Temperaturen von mehreren Millionen Grad die Atomkerne der Elemente zur Verschmelzung. Die bei der Fusion infolge des Massendefektes der verschmolzenen Kerne freiwerdende Energie erhöhte die Temperatur weiter und sorgte dafür, dass der Brand nicht erlosch. Für die Fusion von Atomkernen war eine große Vielfalt von Variationen zugelassen. Die Wirkung der Arkonbombe beschränkte sich nicht alleine darauf, Silizium mit Siliziumkernen, Natrium mit Natriumkernen oder Kalzium mit Kalziumkernen zusammenzuschweißen. Mit wenig geringerer Wahrscheinlichkeit war auch die Verschmelzung zweier verschiedener Kerne miteinander möglich, zum Beispiel die eines Siliziumkerns mit einem Natriumkern. Immerhin breitete sich das Feuer in der Richtung am schnellsten aus, in der ihm die homogenste Fusionsmasse, also die einheitlichste, aus einem einzigen Element bestehende Materie, zur Verfügung stand. (PR-Roman 79)
Arkonbomben gab es in unterschiedlichen Ausführungen, die kleinste sogar als »tragbare« Version von eben mal 1,5 Metern Länge in Form eines Metallzylinders mit abgerundeten Enden und einem Gewicht von etwa 75 Kilogramm unter Standardgravitation.

Neben den Arkoniden verfügten später auch etliche andere Völker – allen voran die Springer – im damaligen Großen Imperium über diesen »Planetenkiller«; er war allerdings eine eher geächtete Waffe und gehörte mehr zum allgemeinen Drohpotenzial, Motto: »Sei vorsichtig: Wenn wir wollen, können wir auch ...«
Mag das Einschmuggeln einer kleinen Waffe durchaus möglich sein – erinnert sei an den Vorstoß nach Arkon, bei dem ebenfalls »für den Fall der Fälle« eine Arkonbombe dabei war (PR 86) –, lag es an der Eigenart der »hochenergetischen Zündbasis«, dass die Bombe unmittelbar nach Aktivierung der Zündung extrem leicht anzupeilen war. Der eher langsame, wenngleich unaufhaltsame Atombrand gestattete es folglich, beispielsweise durch Herauslösen eines Stücks der Planetenoberfläche die vollständige Vernichtung der Welt zu verhindern.

Gehen wir etwas ins Detail, zeigt sich, dass sich hinter dieser uralten Waffe einmal mehr unverstandene Hyperphysik verbirgt: Schon vor den Archaischen Perioden erstmals erwähnt, stellte die Arkonbombe die praktische Umsetzung eines eher durch Zufall entdeckten Prinzips dar, dessen theoretischer Hintergrund sich dem Verständnis entzog. Wäre es nämlich wirklich so einfach, die beliebige, sich selbst erhaltende Fusion schwerer Elemente kontrolliert einzusetzen, hätte es auch andere Anwendungen gegeben. Doch diese gab es eben nicht – im Gegensatz beispielsweise zur zivilen Reaktor-Nutzung einer Kettenreaktion nach der Entwicklung der Atombombe.
Eine Arkonbombe war nämlich in erster Linie ein eher primitiver Hochenergiespeicher, dessen kompletter Inhalt im Sekundenbruchteil der Zündung durch einen »Wandler« geschickt wurde und dann als »hyperphysikalischer Katalysator« den Atombrand von Normalmaterie auslöste, ohne dass das genaue Wie und Warum verstanden war. Diese Umwandlung funktioniert nun aber nicht mehr, ohne »hyperphysikalischer Katalysator« aber auch kein Atombrand ... Also doch trivial?

Rainer Castor