PERRY-RHODAN-Kommentar 2274


VERNETZER


Als auf Shoz der Bionische Kreuzer gefunden wurde, stellte er für die Motana in jeder Hinsicht Neuland dar. Funktionen und Bedienung mussten erlernt werden, ebenso die mit diesen Schiffen verbundenen Rätsel entschlüsselt. Ein Problem stellten beispielsweise die Todbringer und ihre gesellschaftlich Akzeptanz dar. Ein anderes war, dass die Biotronik Echophage zwar noch über ihre Basisprogrammierung verfügte, sämtliche weiter gehenden Daten, beispielsweise über die Blutnacht von Barinx, jedoch gelöscht waren.

Sehr vage blieb deshalb die unbesetzte Funktion eines Vernetzers, der laut Auskunft von Echophage kein Motana war. Vernetzer dienen auch keineswegs nur der Koordination zwischen der eigentlichen Schiffsführung und den »singenden« Motana, die das Schiff bewegen, wie man an Bord der SCHWERT zunächst glaubte. Was von Echophage damals als »Kanalisierung der Parakräfte« beschrieben wurde, ist weit bedeutender als gedacht: Ein Vernetzer der Bauweise, wie sie Carya Andaxi zu bieten hat, bindet sich in den Strom der paraphysikalischen Kräfte, die einen Bionischen Kreuzer bewegen, als korrektive Instanz ein – und erhöht den Wirkungsgrad der eingesetzten Energien auf einen Wert von theoretisch nahezu 95 Prozent.

Dazu passt dann auch, dass Echophage bestätigte, dass im Normalfall die SCHWERT Geschwindigkeiten bis zu einem Überlichtfaktor von 176 Millionen erreichen könnte, unter dem Kommando einer talentierten Epha-Motana vielleicht sogar auch mehr.

Die von Graugischt stammenden Vernetzer haben Körper, die an stark verkleinerte Motoklone erinnern. Bei einer Größe von rund einen Meter liegt das Gewicht bei nur fünf Kilogramm. Es sind Züchtungen, die lange vor Ausbruch des Krieges von den Kybb für die Motana entwickelt wurden. Das wiederum bedeutet allerdings auch, dass niemand über die Vernetzer der Bionischen Kreuzer besser Bescheid weiß als eben die Kybb. Der Hintergrund ist natürlich, dass alle beteiligten Gruppen, die heute Todfeinde sind, vor dem entsetzlichen Krieg, bei dem die Dome von Jamondi und Parrakh getrennt wurden, mit ähnlichen oder identischen Technologien arbeiteten – schließlich gehörten sie damals alle zum Orden der Schutzherren.

Der Nachteil ist nun allerdings, dass die Vernetzer potenziell jederzeit von den Kybb ferngesteuert werden können. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass die Kybernetischen Zivilisationen dieses Wissen heute noch haben. In elf- bis zwölftausend Jahren gerät vieles in Vergessenheit, doch kann man sich darauf verlassen? Das Risiko scheint Carya Andaxi eigentlich inakzeptabel – aber es gibt kaum eine andere Wahl, um die mit den Bionischen Kreuzern verbundenen Möglichkeiten vollständig zu nutzen.

Der »Arbeitsplatz« der Vernetzer im Bionischen Kreuzer ist die Zentrale von Level 3 auf Deck 4: In dem Augenblick, da man den Vernetzer vor seinem Arbeitsplatz platziert, erwacht das Geschöpf »zum Leben« – der Vernetzer setzt sich in Bewegung, tritt in die transparente Kugel und setzt sich ans Hufeisenpult. Durch diese Aktivierung schließt sich die Kugel, ihre Innenseite überzieht sich mit einer Holoprojektion und vermittelt den Eindruck, direkt im freien Raum zu schweben – oder wo immer sich der Bionische Kreuzer befindet. Holo-Icons gestatten den Zugriff auf Funktionen wie Ortung, Funk und dergleichen. Und fortan befindet sich der Bionische Kreuzer im Vernetzer-Modus.

Auffallend ist zunächst die deutliche Verbesserung der Sublichtbeschleunigung: Statt der bisherigen nur 50 erreicht der aktuelle neue Wert 350 Kilometer pro Sekundenquadrat. Vergleichbares gilt für die Überlichtgeschwindigkeit: Statt eines ÜL-Faktors von rund 75.000 wird ein Wert von etwa einer Million erreicht, wenngleich das weit von den genannten 176 Millionen entfernt ist.

Darüber hinaus wirkt sich der Vernetzer-Modus auch auf die Stärke der Schutzschirme und die der Waffen aus. Der Todbringer kann seine Kanonen fortan mit einer Präzision, Feuerfolge und Durchschlagskraft bedienen, die durch den Einfluss des Vernetzers um ein Mehrfaches gesteigert ist. Paramag-Strahl wie auch Paramag-Torpedo erreichen nun Kernschussweiten von 500.000 und einer Million Kilometern; die hyperphysikalische Schockwelle pulverisiert bei Maximal-Aufladung des Torpedofeldes alles in einem Radius von bis zu fünf Kilometern.

Allerdings: Auch die Zusammenarbeit mit einem Vernetzer will gelernt und trainiert sein. Was sonst noch durch möglich ist, wird also die Zeit erweisen. Durchaus möglich, dass trotz erhöhter Hyperimpedanz frühere Werte erreicht werden können.

Rainer Castor