PERRY-RHODAN-Kommentar 2241


ZUR LAGE IM MAI 1332 NGZ (II)


Während die Aus- und Nebenwirkungen des Hyperimpedanz-Schocks für alle gleich ausfallen, gibt es je nach lokaler Situation vor allem hinsichtlich der Hyperstürme ziemlich unterschiedliche Ausgangsbedingungen für die weitere Entwicklung. Im Bereich der LFT haben wir es beispielsweise mit dem Antares-Sternenriff zu tun, benannt nach dem nicht einmal 200 Lichtjahre von Sol entfernten Epizentrum, während die Hypersturmausläufer ein Vielfaches an Größe ausmachen.

Aber selbst in Gebieten mit optimalen Bedingungen kann vorläufig von einer Entspannung nicht gesprochen werden. Sofern die normale Energieversorgung und Aggregatsteuerung sichergestellt sind – beispielsweise per Fusion und durch Positroniken –, stellt sich die nächste Hürde in Gestalt des Engpasses bei der ausreichenden Ausstattung mit Hyperkristallen, die für den gesamten hyperphysikalischen Bereich benötigt werden, nun aber unter Belastung beschleunigt auslaugen oder gar zerfallen.

Neben einem ausgesprochenen Run auf bekannte sowie der verstärkten Ausbeute auch von eher unergiebig angesehenen oder gar bereits stillgelegten Fund- und Lagerstätten wird das Hauptaugenmerk auf weitere Forschung gelegt: Das Verhalten der Hyperkristalle unter erhöhter Hyperimpedanz und großer Belastung sind nach wie vor von besonderem Interesse; hinzu kommen Experimente mit allen diesen »exotischen Materialien« in der Hoffnung, weitere Veränderungen wie die tendenzielle Stabilität der Khalumvatt zu entdecken. Dritter Aspekt schließlich ist der Versuch einer künstlichen Synthese, bislang jedoch noch ohne Erfolg.

Parallel zum »Neustart« der Raumfahrt mit modifizierter Alttechnik oder bereits zur Verfügung stehenden Neuentwicklungen gilt das Hauptinteresse der Kommunikation zwischen den Welten. Dass hierbei ein Riesenreich wie das Kristallimperium der Arkoniden alleine schon von der Größe her im Nachteil ist, braucht nicht hervorgehoben zu werden – »Inseln« rings um industrielle und raumfahrttechnische Zentren entstehen in einem ersten Schritt. Als »Hinterwäldlerplaneten« eingeschätzte Welten mögen zwar weitgehend autark das Überleben der Bevölkerung sicherstellen, doch sie werden im galaktopolitischen Geschehen schwerlich eine Rolle spielen.

Während die Größe des Kristallimperiums in dieser Hinsicht bis auf weiteres als Nachteil eingeschätzt werden muss, ist ein anderer Aspekt von Vorteil: Ein Sternenreich, welches auf eine mehr als 20.000 Jahre umfassende Geschichte zurückblicken kann, weist auch Ungezähltes auf, was früher je nach Betrachtungsweise als Museumsexponat oder Schrott angesehen wurde.

Niemand hat beispielsweise die Sonden, Hyperfunkrelaisstationen und vergleichbare Dinge gezählt, die im Verlauf der Jahrtausende im All ausgesetzt und bei Bedarf durch Neues ersetzt wurden. In den meisten Fällen stehen die Daten allerdings zur Verfügung – und nun gilt es, diese Technikartefakte wieder zu reaktivieren. Nimmt man planetare Großfunkstationen hinzu – von jeher mit höherer Reichweite ausgestattet, insbesondere beim Einsatz von Richtfunk – und stellt den erhöhten Energiebedarf sicher, lassen sich zumindest auf den Hauptrouten Kommunikationsstrecken einrichten oder reaktivieren, die dann nach und nach mit lokalen Einrichtungen vernetzt werden können.

Unter dem Strich erweist sich im direkten Vergleich zwischen LFT und Kristallimperium die in vielen Dingen zweifellos schlechtere Vorbereitung des Gos’Tussan bestenfalls als befristeter Nachteil, sofern er nicht durch die ohnehin größere industrielle Kapazität inzwischen wieder ausgeglichen ist.

Leider gibt es noch keine eindeutigen Meldungen aus den entfernten Sektoren der Milchstraße, aber es ist davon auszugehen, dass Vergleichbares auch für Blues, Akonen, Haluter und wie die übrigen Völker alle heißen zutrifft: Überall dort, wo es nicht durch Hyperstürme zu massiven Einschränkungen, Schwierigkeiten und Katastrophen gekommen ist, wird sich in den nächsten Monaten und Jahren die Lage auf dem von den Maximalwerten der Hyperimpedanz bestimmten Niveau stabilisieren und dann Zug um Zug verbessert werden können.

Aus manchen Gebieten – wie beispielsweise der Southside, in der es keine Großreiche gab – wird es voraussichtlich lange dauern, bis es brauchbare Informationen gibt, aus anderen wird man zweifellos bald etwas hören. Klar muss allen jedoch auch sein, dass von etlichen Völkern, welche sich bisher auf der galaktischen Bühne tummelten, niemals wieder eine Nachricht eintreffen wird: Sie wurden nämlich Opfer der Hyperstürme und somit in einem Maß von der Katastrophe getroffen, wie sie schlimmer nicht hätte sein können ...

Rainer Castor