PERRY-RHODAN-Kommentar 2152


BRÜCKENKOPF INS REICH TRADOM


Den Galaktikern ist es gelungen, das Sternenfenster zu übernehmen und den »Brückenkopf Roanna« zu schaffen. Die direkte Bedrohung der Milchstraße in Gestalt einer unmittelbar bevorstehenden Invasion durch die Katamar-Flotte(n) ist somit zunächst ausgeschaltet. Ob und wie lange der Brückenkopf gehalten werden kann, steht jedoch in den Sternen, denn noch ist nichts entschieden!

Zwar ist durchaus mit einem gewissen Grad der »Zufriedenheit« festzuhalten, dass das Reich Tradom in der letzten Zeit einige Schlappen einstecken musste. Aber inwieweit diese den Kern der Machtstruktur getroffen haben, wird sich erweisen müssen. Die Entdeckung der Festung der Inquisition hat bewiesen, dass noch eine ganze Reihe maßgeblicher Informationen fehlen.

Hauptgrund hierbei ist auch die nicht zu unterschätzende Größe allein der Galaxis Tradom, deren Durchmesser fast den doppelten der Milchstraße erreicht. Nehmen wir die heimatlichen Bedingungen als Vergleich, ist von einigen Millionen Welten auszugehen, die geeignete Lebensbedingungen aufweisen. Im Gegensatz zu den mitunter recht großen Einflusssphären in der Milchstraße führt die hiesige Herrschaftsform jedoch zu einer extremen Zersplitterung, weil die einheimischen Intelligenzen nur politische Einheiten bis maximal ein komplettes System etablieren dürfen.

Kontrolliert und gegebenenfalls entsprechend »sanktioniert« wird das von dem kombinierten Einsatz der Tributkastelle und der mit »Polizeiaufgaben« betrauten Valenter. Dass sich selbst mit ihnen einige Ungereimtheiten, um nicht zu sagen Geheimnisse verbinden, klammern wir an dieser Stelle zunächst einmal aus. Im Reich Tradom sind sie die Ausführenden, die Befehlsempfänger, jene also, die ebenfalls nicht mehr wissen (von einer extrem geringen Zahl Einzelner vielleicht einmal abgesehen, obwohl schon das nicht mehr als pure Spekulation ist). Sie und ihre Raumer sind ihrer Aufgabe entsprechend ausgestattet und stellen, selbst bei extrem großer Zahl, für die Galaktiker vermutlich keine wirkliche Gefahr dar.

Sobald wir uns der nächsthöheren Instanz zuwenden, den Konquestoren, denen offenbar die Eroberung und Integration »Ferner Provinzen« obliegt, überwiegen die offenen Fragen, weil sich schon jene nach der wahren Größe des Reichs Tradom nicht eindeutig beantworten lässt. Gesichert scheint zu sein, dass zum »Kern-Thoregon« alle vier Sterneninseln der HCG 87-Gruppe gehören, neben Tradom (HCG 87 A) also die direkt benachbarte Galaxis Terelanya (HCG 87 B) sowie die weiter entfernten Terenga (HCG 87 C) und Irsatur (HCG 87 D).

Über Anzahl, Entfernung und Größe der als Ferne Provinzen umschriebenen Reichsmitglieder ist bislang gar nichts bekannt, sondern nur, dass es sie gibt und dass sie zweifellos ebenfalls über Sternenfenster an das Reich Tradom angeschlossen sind. Es kann also sein, dass die meisten oder alle von ihnen ebenso unterworfen sind wie die Kerngalaxien, aber ebenso ist es möglich, dass es dort Kämpfe, Aufstände, Untergrundbewegungen und dergleichen gibt. Solange nicht die Standorte der Sternenfenster herausgefunden werden – die sich nicht zwangsläufig in Tradom selbst befinden müssen! –, oder sonstige Informationen hinzukommen, bleibt das alles Spekulation.

Mit Anguelas Auge wurde zwar die vermeintliche Position des hiesigen PULS ermittelt, und die Expedition der KARRIBO hat gezeigt, dass die dort stationierten, den Fensterstationen gleichenden »Festungen« den Katamaren des Reichs Tradom keineswegs freundlich gesinnt sind, aber damit hat es sich auch schon. Wir wissen weder, was Auge-B und der rötliche, von dort in Anguelas Auge emittierte, 5,5-mal pro Minute pulsierende Jetstrahl zu bedeuten haben noch was sich im Inneren des PULS abspielt. Gibt es eine oder mehrere Superintelligenzen? Ist der PULS stabilisiert? Befindet sich im Zentrum ein Mega-Dom?

Von Trah Rogue war zu erfahren, dass das Reich Tradom die Brücke in die Unendlichkeit nicht nur kennt, sondern sogar über Manipulationsmöglichkeiten verfügt, die den Mitgliedern des »DaGlausch-Thoregons« nicht zur Verfügung stehen, denn es sei den »überragenden Wissenschaftlern des Reiches Tradom gelungen, die Koordinaten-Einstellungen des Brückenabschnitts zu ermitteln, der in die Galaxien des jungen und so beklagenswert schutzlosen Thoregon führte«, dem die Terraner angehörten.

Wir liegen wohl nicht falsch, wenn wir in den »überragenden Wissenschaftlern« die Dhyraba’Katabe sehen, die auch an Bord der Fensterstationen die maßgebliche, allerdings nur bedingt erfolgreiche Stellung innehatten. Was wir nicht wissen, ist, ob und wie viele es von den stets ebenfalls zu einem Thoregon gehörenden kleinen Pilzdome gibt und wo sie sich gegebenenfalls befinden. Bisherigen Erfahrungen nach müssten es mindestens vier in den vier Kerngalaxien sein – und auch das ist wieder einmal nichts anderes als pure Spekulation ...

Die ferne Vergangenheit mit dem »Übergang« von der Thatrix-Zivilisation, dem Reich des Glücks und den mit ihm verbundenen Vaianischen Ingenieuren, zum Reich Tradom muss vorläufig – weil unbekannt – ausgeklammert werden. Dies befriedigt ebenso wenig wie die Unkenntnis hinsichtlich der weiteren Machthaber, von denen bislang nicht mehr als die Umschreibung »Inquisitor« bekannt ist. Es nicht einmal klar, ob sie die eigentliche Spitze der Pyramide darstellen oder ob es eine noch höhere Instanz gibt – selbst wenn diese dann »nur« aus den Helioten bestehen sollte.

Mit dem Brückenkopf ist also bestenfalls eine Ausgangsbasis geschaffen worden. Die eigentliche Erkundung hat eben erst begonnen. Inwieweit sie erfolgreich ist oder sein kann, steht auf einem anderen Blatt. Hauptvorteil der jetzigen Situation ist allerdings, dass das Sternenfenster – sollte es hart auf hart kommen – durch Sprengung der Stationen geschlossen werden kann. Fragt sich nur, ob damit mehr als nur Zeit gewonnen wäre ...

Rainer Castor