PERRY-RHODAN-Kommentar 2136


SPURENSUCHE


Rund 160.000 Jahre sind eine lange Zeit. Sogar für Zivilisationen, deren Erzeugnisse und Materialien – von High-Tech-Legierungen bis zu diversen Verbundstoffen – normalerweise scheinbar für die Ewigkeit gebaut sind. Irgendwann nagt sogar an ihnen der berüchtigte Zahn der Zeit. Kommen dann noch gewaltige »Umwälzungen« hinzu, ist die Chance, brauchbare Hinterlassenschaften zu finden, eher gering.

Diese Erfahrung müssen die als Trümmerscouts umschriebenen Forscher des Trümmerimperiums stets machen, wenn sie nach den Spuren der legendären Thatrix-Zivilisation suchen. Denn eines wird immer deutlicher: Die Informationen über das, was sich vor rund 160.000 Jahren wirklich ereignet hat, sind äußerst spärlich – einmal von dem Ergebnis abgesehen. Das »Reich des Glücks« ging unter, an seine Stelle trat das Reich Tradom. Unklar ist hierbei schon, ob als Folge, indem es das Machtvakuum füllte, oder ob es ursächlich am Untergang beteiligt war.

Ebenso unsicher sind alle überlieferten Dinge aus jener nicht umsonst als legendär bezeichneten Vergangenheit. Was ist von der Erzählung zu halten, dass mit dem Aufstieg des Reichs Tradom die Goldenen Welten der Inquisition entstanden – angeblich sieben Welten, die legendäre Reichtümer tragen? Sind die Verbotenen Welten tatsächlich Überbleibsel der Thatrix-Zivilisation? Stimmt die genannte Zahl von etwa 120?

Da das Objekt AIFKG79256, die Schwerkraftwelt Cocindoe der orangefarbenen Sonne Cocin, als eine der Verbotenen Welten gilt, muss die Einschätzung, dass sie allesamt ausgebrannte Schlackekugeln seien, ins Reich der Fabeln und Behauptungen verwiesen werden. Dass es andererseits zerstörte Planeten gibt, ist ebenfalls gesichert. Es heißt also für die Sucher, die Spreu vom Weizen zu trennen und nach eindeutigen Beweisen zu fahnden.

Das wiederum ist nicht nur deshalb ein schwieriges Unterfangen, weil die Mitglieder des Trümmerimperiums vom Reich Tradom ohnehin bis aufs Blut verfolgt werden, sondern bei der Inquisition der Vernunft scheint »man« das Stöbern in der Vergangenheit gezielt verhindern zu wollen. Hinzu kommt, dass der Zusammenbruch der Thatrix-Zivilisation offenbar ein totaler gewesen zu sein scheint und ehemalige Thatrix-Welten wie ihre Koordinaten in den seither verstrichenen 160.000 Jahren in Vergessenheit geraten sind.

Entsprechend unsicher müssen deshalb wohl die Hinweise auf den »Vaianischen Ingenieur« namens Rintacha Sahin eingeschätzt werden, der maßgeblichen Anteil am technisch-wissenschaftlichen Aufbau der Thatrix-Zivilisation gehabt haben soll ...

Vielleicht sollten wir einmal den Blick in vertraute Gefilde richten? Die heute in der Milchstraße maßgeblichen Zivilisationen gehen entweder auf die von den Lemurern abstammende Völkerfamilie zurück, lassen sich grob bis in jene Zeit vor rund 55.000 bis 60.000 Jahren zurückverfolgen wie die Haluter oder aber haben die galaktische Bühne erst später betreten – die erste Auswanderungswelle von Gatas fand zum Beispiel um 6500 vor Christus statt.

Über die Lemurer und ihre Zeit sind wir hinsichtlich der großen Zusammenhänge informiert, Hinterlassenschaften und Artefakte fanden sich in beträchtlicher Zahl – und dennoch gibt es sogar heute noch genügend Geheimnisse, die gelüftet werden können. Jüngstes Beispiel sind die im Hayok-Sternenarchipel gefundenen Dinge, zu denen der Zaliter Trerok nur vage Andeutungen macht.

Gehen wir 100.000 oder eben 160.000 Jahre wie im Fall der Thatrix-Zivilisation von Tradom in die Vergangenheit, müssen wir feststellen, dass selbst im eigenen »Hinterhof« nur das Achselzucken einsetzt! Die Aktivitäten der Cappins blieben beispielsweise auf das Solsystem beschränkt und waren ein Zwischenspiel von eher kurzer Dauer.

Es wurden Welten entdeckt, die eindeutig im Zusammenhang mit den Varganen stehen, mit denen Atlan es in seiner Jugendzeit zu tun bekam. Es gibt viele Funde, die auf lokale Hochkulturen deuten, und wir wissen auch, dass die aus dem Schwarm vertriebenen Cynos für rund eine Million Jahre ihr »Heimliches Imperium« aufrechterhielten. Ansonsten aber klaffen beträchtliche weiße Flecken in der Geschichte, und das über Jahrhunderttausende!

Erst mit Erreichen einer noch ferneren Vergangenheit sind die Erkenntnisse wieder etwas besser. Sie führen uns zu den Barkoniden, zur ersten Ankunft des Schwarms in der Milchstraße, aber auch zu den »Vorfahren« der Barkoniden, die zur Zeit des »Großen Galaktischen Krieges« – des Einfalls der von der Superintelligenz Seth-Apophis ausgesandten Horden von Garbesch – als »Oldtimer« Fallensysteme gegen das Suprahet erbauten.

Je weiter der Blick zurückgeht, desto vager wird er. Vor etwa zwei Millionen Jahren endete die Zivilisation der Shuwashen – sonderlich viel ist über sie jedoch nicht bekannt. Vor sieben Millionen Jahren kämpfte ES gegen die negative Superintelligenz STROWWAN, die Milchstraße wurde von den Strowwanischen Scharen überfallen, und parallel zu einem rund 1000-jährigen Krieg kämpfte der »Schmetterling gegen den Drachen«, bis sich STROWWAN schließlich selbst fraß und die neue Superintelligenz Nisaaru entstand.

Vierzehn Millionen Jahren ist es her, dass die Vojariden die Insel der Schmetterlinge entdeckten, später von den »Diplomaten von Ammandul« Talanis genannt. Der einstige Wanderer durch Raum und Zeit wurde zur eigentlichen Superintelligenz ES, während die Diplomaten die Schmetterlinge zum Symbol ihrer nach Frieden strebenden Denkweise erklärten. Ein an Aberglauben gemahnendes Sprichwort erlangte besondere Bedeutung: Solange die Schmetterlinge von Talanis tanzen, ist der Friede in der Galaxis gesichert ...

Bis auf wenige Splitter ist das unbekannte Vergangenheit. Da braucht es nicht zu verwundern, dass sich unter den besonderen Bedingungen Tradoms ebenfalls keine konkreten Informationen erhalten haben und vieles hinter Legenden und Mythen verborgen bleibt.

Rainer Castor