PERRY-RHODAN-Kommentar 2097


NACHLESE (II)


Ab 826 NGZ fand der Umbau der SOL in der Kosmischen Fabrik MATERIA statt; danach folgte die Übergabe an Shabazza. Die Rückeroberung durch Perry Rhodan und die ihn begleitenden Alashaner geschah am 29. Juli 1290 NGZ. Der Bordrechner SOLHIRN wurde bei der Eroberung zerstört, die lange unterdrückte Hyperinpotronik SENECA erhielt ihre alte Funktion zurück. Die beiden Flanschstücke des verlängerten SOL-Mittelteils wurden allerdings weitgehend verwüstet, so daß die meisten Sektionen unerreichbar oder die Gänge, Korridore und Antigravschächte dorthin unpassierbar sind (siehe auch PR-Kommentar 2076).

Niemand kann sagen, was sich in den unzugänglichen Sektoren wirklich noch alles befindet. Angesichts der kurzen Zeit an Bord – eben einmal zwei Monate zwischen dem Durchgang durch den Mega-Dom von DaGlausch und dem Abflug aus Dommrath – darf es nicht verwundern, daß die Warnungen der Schatztaucher, die die einzigen waren, die in dieser Zeit eine gezielte Aufklärung zu betreiben versuchten, bislang eher ignoriert wurden.

Wir können davon ausgehen, daß sich das nun beim Flug nach Wassermal ändern wird. Es ist nicht nur erstmals wirklich ausreichend Zeit vorhanden, sondern mit der dort vermuteten Nekrophore und der von ihren Bioziden ausgehenden Gefahr ist auch ein mehr als gewichtiger Grund gegeben, der Sache auf den Grund zu gehen. Inwieweit die SOL-Besatzung erfolgreich sein wird, ist wiederum eine ganz andere Frage.

Die bisherigen Erfahrungen der Schatztaucher beweisen, daß es nicht mit einem einfachen Vordringen und »Aufräumen« getan sein wird. In den SOL-Flanschen kam und kommt es zu überaus merkwürdigen, meist nicht eindeutig einzuordnenden Ereignissen. Hauptproblem der Dookies ist hierbei unter anderem, daß sie in den seltensten Fällen eindeutige Beweise vorlegen können. »Geisterstimmen« und vergleichbare Phänomene, die im allgemeinen auf rein subjektiven Eindrücken beruhen, reichen der Schiffsführung und der Expeditionsleitung nicht aus, da diese an rationalen Erklärungen interessiert sind.

Angesichts der Größe des zu untersuchenden Bereichs und der Tatsache, daß mit den fünf Kreuzern insgesamt 355 Besatzungsmitgliedern die SOL verlassen haben, um »auf eigene Faust« die 38,6 Millionen Lichtjahre entfernte Milchstraße zu erreichen, bedarf es wohl keiner großen prophetischen Gabe, um zu vermuten, daß über kurz oder lang die weiterhin an Bord befindlichen 95.000 Mom’Serimer schon allein von ihrer Zahl her eingebunden werden.

Das Angebot, sich auf einer Welt im Land Dommrath anzusiedeln, haben diese quirligen letzten Überlebenden der NACHT – sehr zum Bedauern von Atlan und anderen an Bord – nicht angenommen. Und weil man sie nicht einfach »von Bord werfen« kann und will, wird man sich arrangieren müssen. Wie das im einzelnen – auch vor dem Hintergrund der extremen Kurzlebigkeit – vonstatten gehen wird, bleibt abzuwarten.

Die ersten Wochen des Fluges zu den Pangalaktischen Statistikern werden zweifellos geprägt sein von organisatorischen und logistischen Fragen: Ver- und Entsorgung sind zu gewährleisten und auf Jahre sicherzustellen. Ein Vorteil des riesigen Hantelschiffes ist hierbei, daß es auch nach dem Umbau in MATERIA keineswegs seiner früheren Leistungsfähigkeit im Sinne eines funktionstüchtigen, weitgehend autarken Generationenraumschiffes beraubt wurde. Im Gegensatz zu manchen Vorstellungen, zweifellos durch die Trümmerbereiche der SOL-Flansche genährt, ist die SOL nämlich keineswegs ein »Schotthaufen«.

Zu beachten ist weiterhin, daß an Bord der SOL schon einmal rund 100.000 Wesen lebten: Als Atlan am 4. März 3791 von einer Handvoll Buhrlos im Raum treibend entdeckt wurde und an Bord der SOL sofort den Kampf gegen die unmenschlichen Zustände aufnahm, erschüttert darüber, was aus den großen Erwartungen der Solaner geworden war, fand er nämlich diese Zahl vor. Der Arkonide ist, das darf nicht vergessen werden, überaus eng mit diesem Schiff verbunden!

Bleibt noch ein letzter Blick zurück, ehe wir der SOL und ihren fünf Kreuzern alles Gute und Glück für den Flug ins Ungewisse wünschen: Im Land Dommrath, der in Checkalurs gegliederten Sterneninsel mit ihren weltenverbindenden Portalen, wird weiterhin die Mediane Gleichung das Leben bestimmen. Mit Ruben Caldrogyn, vormals Anführer der Astronautischen Revolution und Dominant-Forscher der Sambarkin, wurde zwar »frischer Wind« in die Reihen der Ritter gebracht, doch auch er wird die Verhältnisse nicht auf den Kopf stellen.

Hoffnungsvoll stimmt vor allem, daß mit der Vernichtung des Chaotenders ZENTAPHER – bei der sich auch für den crozeirischen Mörderprinzen Samaho der Kreis geschlossen hat – wohl die Zeit der Seuche der Vergangenheit angehören wird. In dieser Hinsicht kann also aufgeatmet werden, wenngleich die Frage offenbleibt, wer fortan und langfristig gesehen die Besatzungen der Legionsschiffe stellen wird. Auf Ruben und die anderen Ritter kommt also durchaus beachtliche Arbeit zu, nicht nur mit Blick auf die Integration der Abermilliarden aus ZENTAPHER geretteten Klone.

Zurück bleibt allerdings auch der Mega-Dom bei der Riesensonne Mattane. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß es irgendwann doch einmal zu einem »echten« Krisenfall Heliot kommen wird – was uns wieder zum Flugziel der SOL bringt. Die Mega-Dome (und die auf ihren Pilzkappen befindlichen, weiterhin völlig rätselhaften Städte!) gehören ja ebenso wie die »normalen« Pilzdome zum Komplex der Brücke in die Unendlichkeit, und diese wiederum ist untrennbar mit der gesamten Thoregon-Problematik verbunden ...

Daß ein anderer mit dem Land Dommrath verbundener Aspekt der Lösung harrt, führt uns in die Milchstraße – denn hier ist aus Wrehemo Seelenquell, dem Anzug der Phantome, Monochrom-Mutanten und einigen weiteren »Ingredienzen« die Superintelligenz SEELENQUELL entstanden, und diese hat Perry Rhodan in ihrer Gewalt!

Rainer Castor