PERRY-RHODAN-Kommentar 2089


HALO-SYSTEME UND REBELLEN


Ein Blick in die galaktische Geschichte zeigt, daß sich zwar die meisten relevanten Ereignisse genau dort abspielten und abspielen, wo wir sie erwarten – nämlich im Bereich der »eigentlichen« Milchstraße. Aber schon ein genaueres Hinsehen offenbart, daß das keineswegs alles ist, daß die Galaxis nicht nur auf ihre Hauptebene mit der größten Sternenkonzentration beschränkt ist. Und vor allem, daß gerade mit den eher »am Rand« gelegenen Bereichen das »rebellische Element« verbunden werden kann.

Zu verwundern braucht uns das eigentlich nicht. Art und Zusammenstellung der Sterne, ihre Entwicklung und die Entfernung zueinander begünstigen in der galaktischen Hauptebene zweifellos das Entstehen von Leben einerseits und die spätere Ausbildung entsprechender Zivilisationen und ihrer wie auch immer gearteten »Reiche« andererseits. Damit verknüpft sind aber ebenso – neben der von Neugierde getriebenen Forschung – stets nonkonformistische Erscheinungen.

Mit den herrschenden Bedingungen Unzufriedene brechen beispielsweise auf, streben nach neuen Zielen und einer neuen Heimat, werden vielleicht sogar verfolgt, suchen sich Verstecke – und da bietet sich die Weite rings um die Hauptkonzentration den Sonnen fast zwangsläufig an. Es sind die Ränder, in denen sich – durch zum Teil beachtliche Distanzen vom Hauptgeschehen wie auch untereinander getrennt – diese »Rebellen« wiederfinden, gar sammeln, denn der Sprung über den intergalaktischen Leerraum hinweg ist wiederum mit einem Aufwand verbunden, den diese »Rebellen« nicht zwangsläufig zu leisten imstande sind.

Andererseits kann es durchaus geschehen, daß sie wiederum genau hier auf Besucher, Forscher oder ihrerseits Verfolgte, aber auch Eroberer von außerhalb treffen. Und manchmal kann es sogar sein, daß sich aus den ehemaligen »Rebellen« ihrerseits wieder Kräfte entwickeln, die zur Hauptebene zurückkehren und dann massiv auf das hiesige Geschehen Einfluß nehmen.

Bekanntestes Beispiel hierfür ist die mit den Arkoniden verbundene Entwicklung: Aus akon-lemurischen »Rebellen-Siedlern« hervorgegangen, die den ursprünglich Urdnir genannten Kugelsternhaufen M 13 besiedelten, entstand nach der als Zentrumskrieg umschriebenen Auseinandersetzung ein eigenständiges Sternenreich im zunächst in »Talurs Ziel«, später »Thanturs Ziel« – Thantur-Lok – umgenannten Lebensbereich.

Von hier aus erfolgte das Zurückschwappen zur galaktischen Hauptebene, bei dem das Tai Ark’Tussan entstand, das für rund 20.000 Jahre bestehende Große Imperium der Arkoniden, von dem wiederum Siedler und »Rebellen« ausschwärmten und in einer ganzen Reihe von Halo-Systemen ihre eigenen Zivilisationen gründeten. So geschehen im Fall von Traversan, wo das Pionierschiff GONOZALS EHRE im Jahr 10.393 da Ark landete.

Aus großer Distanz betrachtet, erscheint die Galaxis als riesiges spiraliges »Feuerrad« mit einem Durchmesser von 100.000 Lichtjahren, das aus 200 Milliarden oder mehr Sonnen besteht und vor rund zwölf Milliarden Jahren entstanden ist. Die eigentliche Kernregion mit dem Galaktischen Zentrum besteht aus dem supermassiven Schwarzen Loch des Dengejaa Uveso, umkreist von Gas und Staub, von Sternhaufen, Supernova-Überresten sowie Gas- und ringförmigen Molekülwolken.

Mit rund 20 Milliarden Sonnenmassen umgibt ein ellipsoider »Bauch« dieses Zentrum, rund 16.000 Lichtjahre dick, aus dem die Spiralarme entspringen. Zwar entstehen auch hier weiterhin Sterne, doch es handelt sich meist um alte, metallarme Sonnen. In der sogenannten »dünnen Scheibe« von 3000 bis 300 Lichtjahren Dicke konzentrieren sich eben mal fünf Prozent der Gesamtmasse, doch werden von hier neunzig Prozent des Lichts ausgestrahlt. Neben Gas- und Staubwolken, die noch für Jahrmilliarden Nachschub für die Sternentstehung liefern können, finden wir hier jüngere, metallreiche Sonnen, von denen etwa achtzig Prozent eher unscheinbare Zwergsterne sind. Der Rest setzt sich aus größeren Sonnen oder Riesensternen zusammen.

Gemeinsam formen sie die Struktur der Spiralarme, die jedoch keineswegs statisch ist, sondern überaus dynamisch: Genau wie in einem Springbrunnen die gleichbleibende Form stets durch neue Wassertropfen entsteht, findet eine Wanderung der Sterne mit unterschiedlicher Geschwindigkeit statt. Eingehüllt wird die dünne von der »dicken Scheibe«, deren vertikale Ausdehnung zwischen 18.000 und 3000 Lichtjahren liegt.

Zum Bereich des Halos gehören als markanteste Objekte einige hundert überaus prächtige Kugelsternhaufen, in denen sich als sphärische Konzentration einige 10.000 bis zu mehrere Millionen Sonnen ballen. Wie alle anderen Sterne auch umkreisen sie das Galaktische Zentrum in einem Bereich von rund 200.000 Lichtjahren Durchmesser; ihre weiten Bahnen stehen jedoch in unterschiedlichen Winkeln zur Scheibe der Hauptebene, die auf diese Weise immer wieder durchstoßen wird. Ein Teil von ihnen entstand sehr früh und besteht vor allem aus metallärmeren alten Sonnen, während andere parallel zur dicken Scheibe geformt wurden und metallreichere Sterne bildeten.

Die Ausdehnung des gesamten Halos erreicht einen Durchmesser von bis zu 600.000 Lichtjahren bei einer Gesamtmasse von mehreren Billionen Sonnenmassen, von denen aber nur rund eine Milliarde auf die Kugelsternhaufen und einzelne Halosterne verteilt sind. Hinzu kommen Hochgeschwindigkeits-Gaswolken, deren Substanz einerseits aus von der Milchstraßenscheibe ausgeschleuderten Massen besteht, andererseits aus solchen, die von der Schwerkraft aus den Weiten des Leerraums eingefangen werden.

Schließlich gibt es heißes, sehr dünnes Wasserstoff-Plasma, aus dem die als Korona umschriebene Randzone des Halos besteht – entstanden vor allem aus den von Supernovae extrem weit hinausgeblasenen Massen. Das Gros macht jedoch nichtleuchtende »Dunkle Materie« aus.

Rainer Castor