PERRY-RHODAN-Kommentar 2038


BOSTICHS GEHEIMPROJEKTE


Seit Jahren ist bekannt, daß Imperator Bostich I. eine ganze Reihe von geheimen Projekten vorantreibt. Trotz aller Bemühungen ließ sich jedoch selbst von der USO nicht eruieren, um was genau es sich hierbei handelt. Selbst nach dem jüngsten Einsatz der beiden Swoons bleiben viele Fragen offen. Sicher ist eigentlich nur, daß alles auf den Oberbegriff Huhany’Tussan hinausläuft – Göttliches Imperium.

Einzelheiten sind zwar noch nicht bekannt, aber die Vermutung, daß damit die Expansions- und Machtpläne insgesamt umschrieben werden, ist wohl nicht zu weit hergeholt. In seinem Ehrgeiz will der Imperator auf dem Kristallthron Größe, Glanz und Glorie des alten Tai Ark’Tussan – für 20.000 Jahre die maßgebliche Großmacht in der Milchstraße – nicht nur wiederherstellen, sondern bei weitem übertreffen.

In den Kristall der Arkon-Geschichte will er eingehen, vielleicht sogar schon zu Lebzeiten mit dem Beinamen »der Große« versehen werden. Größenwahn? Ausschließlich persönliche Befriedigung? Es ist vermutlich zu kurz gegriffen, Bostichs Motivation mit psychopathischen Aspekten »abtun« zu wollen.

Als knallharter »Realpolitiker« geht er eiskalt über Leichen und schreckt selbst vor härtestem und brutalstem Vorgehen nicht zurück, wie zuletzt der Überfall auf Ertrus bewiesen hat. Aber auch hier spielt machtpolitisches Kalkül eine maßgebliche Rolle. Bei all seinen Aktionen ist nämlich zu beachten, daß Bostich nicht auf pure Vernichtung aus ist, nicht auf »verbrannte Erde«, Milliarden Opfer oder einen umfassenden Krieg. Sicher, er scheint notfalls einen solchen in Kauf zu nehmen, doch das Ziel ist ein anderes.

Mit dem Gos’Tussan soll ein Großreich entstehen, dessen Welten florieren, dessen Wirtschaft blüht und wächst, dessen Bewohner langfristig im Wohlstand leben, dessen Kultur und Wissenschaft einzigartig sind. Ein Machtgebilde, das sich weder vor äußeren noch vor inneren Feinden zu fürchten braucht, dem gegenüber Attacken wie die der Tolkander oder von Goeddas eben keine Gefahr darstellen.

Eine gefestigte Sicherheitsstruktur, bei der so etwas wie mit dem Philosophen Dreur-Jenseitsdreur nicht passieren kann – der in der Wüste Khoukar erschien und das gesamte Arkon-System mit dem Kritzelphänomen heimsuchte (PR 1867). Hat Bostich deshalb genau hier Mirkandol aus dem Boden stampfen lassen? Das würde nämlich der Umschreibung »Ort der Begegnung« noch eine ganz andere Bedeutung verleihen ...

Mit seinen Gos’Tussanii will Bostich an die Spitze, darüber gibt es keinen Zweifel. Aber es ist auch nicht zu leugnen, daß seine Pläne zweifellos auf viele einen unwiderstehlichen Reiz ausüben, weil er – mit Erreichen des Ziels – Sicherheit und Ordnung verspricht. Vor allem: Bostich agiert nicht allein und im luftleeren Raum; ihm stehen Helfer und Mitstreiter zur Seite, Intellektuelle, Planer, Analysten, Flottenkommandeure, Wirtschafts- und Verwaltungsfachleute, manche sicherlich von zweifelhafter Natur, andere dagegen bestimmt von bestem Leumund. Ein Imperium wie das Gos’Tussan kommt nicht ohne diese aus, es bedarf einer breiten Basis.

Vor diesem Hintergrund – das sei an dieser Stelle auch einmal klar hervorgehoben – bringt es wohl nichts, sollte jemand versuchen, den Imperator durch ein Attentat zu beseitigen. Die Hoffnung, daß dann alles im Kristallimperium wie ein Kartenhaus zusammenbricht, dürfte eine verdammt trügerische sein. Anfang der 90er Jahre des 13. Jahrhunderts NGZ wäre ein solcher Anschlag vielleicht noch sinnvoll gewesen und hätte das Ruder herumgerissen.

Inzwischen jedoch hat Bostich derart viele Positionen mit Leuten besetzt, die letztlich auch ohne ihn den Kurs fortsetzen würden. Anders vielleicht, weniger schnell oder forcierter, unter Umständen noch brutaler – aber sie würden es in seinem Namen tun, vermutlich sogar gerade wegen seines »Opfers«. Nein, ein Märtyrer Bostich wäre das letzte, was die Galaxis in der jetzigen Situation brauchen kann ...

Gaumarol da Bostich, für lange Zeit als Marionette eingeschätzt, als formbare Masse in den Händen ehrgeiziger grauer Eminenzen des kristallimperialistischen Hochadels, hat zweifellos schon in der Zeit vor seinem eigentlichen »Freischwimmen« intensiv auf das hingearbeitet, was nun Zug um Zug und mit der Unterstützung vieler umgesetzt wird. Mit dem Projekt Mirkandol und dem Flottenaufgebot beim Kampf gegen die Kosmische Fabrik MATERIA betrat der Imperator einem Paukenschlag gleich die Bühne und hat sie seither nicht mehr verlassen. Ganz im Gegenteil: Jeder Aktion folgt in rascher Folge die nächste, die ihre Wirkung auf die galaktische Öffentlichkeit nicht verfehlt.

Auf die recht offensichtlichen Aspekte – Forcieren der Rüstungsproduktion, massiver Ausbau der Flotte – wurde schon an anderer Stelle eingegangen (siehe PR-Kommentare 2028 und 2029). Im direkten Zusammenhang damit ist der Umzug des Flottenzentralkommandos Thektran in die neue flugfähige Anlage des Ark’Thektran zu sehen (PR-Kommentar 2026 und PR 2028).

Seit langem wird überdies im unzugänglichen und ortungstechnisch abgeschirmten Bereich des 20. und 21. Planeten des Arkon-Systems intensiv gearbeitet. Eine der Container-Transmitterstraße zwischen Terra und Olymp gleichende Frachtverbindung besteht zu (mindestens) vier Welten im Kugelsternhaufen Thantur-Lok. Die swoonschen USO-Spezialisten erfahren nun, daß Arkon XX – Eigenname Subtor – in einem fast schon erschreckenden Maß ausgebaut wurde, daß von einem noch rätselhaften Kristallschirm die Rede ist und mit dem CV-Embinium offenbar an einer kristallimperialistischen Variante der PsIso-Netze gearbeitet wird.

Schließlich findet die USO heraus, daß gigantische Hyperkon-Blöcke auf allen Planeten plaziert wurden, geeignet, Welten in neue Position zu befördern oder bei veränderten Gravitationsbedingungen auf ihrer Bahn zu halten. Wenn das kein Wink mit dem Zaunpfahl ist ...

Rainer Castor